Impfung gegen Parkinson in Pilotstudie sicher und gut verträglich
- Lancet Neurology
- von Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
- 08.07.2020
Kernbotschaften
Erstmals wurde das antigene Peptid PD10A in einer Studie an Patienten mit Morbus Parkinson verimpft. Eine außergewöhnlich lange Nachverfolgungszeit scheint die Sicherheit zu belegen, und es wurde auch die gewünschte Antikörper-Antwort gezeigt.
Hintergrund
Die Akkumulation des Proteins α‑Synuclein scheint bei der Pathogenese des Morbus Parkinson eine wichtige Rolle zu spielen. Ein neuartiger therapeutischer Ansatz könnte in einer Impfung bestehen, die bereits existenten Ablagerungen oder deren Neubildung entgegenwirken könnte. Dies wurde von Forscher der Universitäten Innsbruck, Wien und Doha in Form eines kurzen Peptides (PD01A) erprobt, über dessen Sicherheit und Immunogenität hier berichtet wird.
Design
Für die erste klinische Studie mit PD01A wurden an einer Privatklinik in Wien 24 Patienten zwischen 45 und 65 Jahren ausgewählt, die maximal 4 Jahre zuvor die Diagnose „Parkinson“ erhalten hatten (Hoehn und Jahr-Stadium 1 – 2; mindestens 3 Monate unter stabiler Medikation). Sie erhielten subkutan 4 Dosen mit entweder 15 µg oder 75 µg PD01A in den Oberarm und wurden initial 52 Wochen, dann weitere 39 Wochen nachverfolgt. Danach wurden die Patienten erneut randomisiert, erhielten Booster-Impfungen in den zwei verschiedenen Dosierungen, und wurden nochmals 24 Wochen nachverfolgt. Schließlich erhielten alle Patienten noch eine Booster-Impfung mit 75µg der Prüfsubstanz, und wurden weitere 52 Wochen nachverfolgt.
Ergebnisse
- 21 von 24 Patienten erhielten alle 6 Impfungen und absolvierten zwischen 221 und 259 Wochen in der Studie.
- Abgesehen von temporären Lokalreaktion an der Injektionsstelle hatten alle Patienten zumindest eine Nebenwirkung; diese wurden aber als nicht mit der Impfung in Zusammenhang stehend gewertet, mit folgenden Ausnahmen:
- Fatigue (n = 4)
- Kopfschmerzen (3)
- Myalgie (3)
- Muskelsteife (2) und
- Tremor (2)
- Inflammatorische Prozesse wurden anhand serieller MRI-Aufnahmen ausgeschlossen.
- Die geometrischen Mittelwerte für die Antikörpertiter erhöhten sich von anfänglich 1:46 auf 1:3580 (15 µg-Dosis) bzw. 1:2462 (75 µg) in Woche 12 und sanken im Verlauf von 2 Jahren wieder auf die Ausgangswerte ab. Sie konnten jedoch durch die Booster-Impfungen ab Woche 116 schnell wieder erhöht werden, und zwar im Mittel auf 1:20218.
- Eine Post-hoc-Analyse in Woche 26 ergab bei den Patienten unter 75 µg PD01A eine durchschnittliche Reduktion von α‑Synuclein-Oligomeren in der Zerebrospinalfüssigkeit von 51 %.
Klinische Bedeutung
Die Impfung mit PD01A scheint sicher und gut verträglich zu sein. Zumindest bezüglich der Antikörper-Titer zeigt sie auch die gewünschte Wirkung. Ob es auch klinische Effekte gibt, muss in Studien der Phase 2 ermittelt werden.
Finanzierung: AFFiRiS, Michael J Fox Foundation.
Volc D, Poewe W, Kutzelnigg A, et al. Safety and immunogenicity of the α‑synuclein active immunotherapeutic PD01A in patients with Parkinson’s disease: a randomised, single-blinded, phase 1 trial. Lancet Neurol. 2020;19(7):591–600. doi:10.1016/S1474-4422(20)30136–8.WERBUNG